Easyvanlife

Korsika: 888 Kurven in 8 Tagen

Reisezeit: September 2024.
Fahrzeug: VW T6.1 Transporter, EZ 2020, 204 PS , 140.000 KM, langer Radstand, 4 Motion mit mechanischer Sperre, Easyvan for 4 Camper mit Schnierle SL 3 Schlafsitzbank, 50 Liter Vitfrigio Kühlschrank, 16 Liter Vitfrigo Kühlbox (zwischen den Sitzen), Küchenblock Flex, Reimo-Aufstelldach mit Komfortbett, 210 AH Lith. Bat. mit 50 Ah Ladebooster, Twin Monotube Höherlegungs-Gewinde-Fahrwerk, Twin Monotube AT 1 Felge mit 235/65 /17 Pirelli ATR+.

Es sollte mal wieder ein Roadtrip werden, das stand schon vor unserem diesjährigen Urlaub fest. Wer unsere Reiseberichte liest, weiß, dass wir diese Art des Reisens lieben und so wollten wir auch dieses Mal in 8 Tagen möglichst viel sehen. Dies bedeutet für uns, mit leichtem Gepäck zu reisen (ohne Räder, SUP; Bims und Bums). Dass es gleichzeitig die Jungfernfahrt und damit auch die Erprobungstour für unseren neuen schwarzen Easyvanlife Bulli werden sollte, war nicht geplant.

Jungfernfahrt und Fahrwerk

Schon vor einigen Wochen, um genauer zu sein im Mai, hatte Alex das schwarze „Schätzchen“, einen T 6.1 mit langem Radstand erworben und der Umbau sollte zügig beginnen. Selbstverständlich gehen die Kundenausbauten vor und so machten wir uns immer mal wieder an den Samstagnachmittagen an unseren eigenen Bus. Durch den langen Radstand ergaben sich einige Möglichkeiten, sodass wir Sitzbank, einen Schrank mit viel Stauraum, einen Bettkasten, einen großen Kühlschrank und natürlich unsere drehbare Küche, die es so ja nur bei Easyvanlife gibt, verbauten. Und der Bus wurde gerade noch rechtzeitig für unsere Abfahrt fertig.

Das Reiseziel Korsika war seit einigen Wochen ebenfalls gesetzt, denn die Fährüberfahrten hatte ich bereits gebucht. Hier ein Tipp: Die Tagesüberfahrten sind günstiger, da man keine Kabine braucht. Alex war bereits als junger Mann mit dem Motorrad einige Male auf der Île de Beauté gewesen und wollte natürlich auch mit unserem Bulli einige Passstraßen fahren. Deshalb spendierte er noch ein neues Twin Monotube-Fahrwerk sowie Felgen. So stand dem Kurvenspaß auch mit dem VW-Bus nichts mehr im Wege.

Gemütliche Anreise über Italien

Ein bisschen eingrooven gehört für uns immer dazu, zumal wir in diesem Jahr leider sehr wenig Zeit hatten, selbst zu Campen. So ging es freitags schon los über die Schweizer Berge und am Comer See entlang zu unserem altbewähren Camping Ranoccio am Luganer See, der überraschend gut besucht war für die Jahreszeit. Die erste leckere italienische Pizza gab es dann direkt am Abend und wir deckten uns im nahegelegenen Supermarkt mit italienischen Leckereien ein. Der nächste Stopp war dann bereits in Ligurien, wo ebenfalls viele Plätze ausgebucht waren. Zum Glück ergatterten wir einen wunderbaren Spot an einem kleinen Campingplatz in den Bergen: Camping Gameragna ist ein echter Geheimtipp – eine sehr freundliche Familie betreibt den Platz und es war kein Problem, dass wir früh um 6:30 Uhr losmussten, um die Fähre zu erreichen.

Die Einschiffung lief bei Corsica Ferries in Savona/Vado Ligure reibungslos ab und schon jetzt wurde uns, ob der pickepacke vollen Fähre klar, dass wir nicht die einzigen waren, die in diesem Jahr dem Slogan „Korsika statt Malle“ gefolgt waren. An Bord gab es die Möglichkeit sich in der „Dancing Bar“ auf die gepolsterten Bänke zu legen – der leckere Espresso immer im Zugriff. Auch das Mittagessen im Restaurant ist sehr zu empfehlen. Ein echtes Highlight ist, wenn Cap Corse, der nördlichste Zipfel der Insel, in Sicht kommt. Strahlender Sonnenschein machte das Ankommen zu einem wunderbaren Urlaubsauftakt.

Cap Corse – die Insel im Kleinen

Was wir vom Wasser aus gesehen hatten, wollten wir gleich in den ersten beiden Tagen im wahrsten Sinne des Wortes „erfahren“. Cap Corse zeigte sich von seiner besten Seite mit Buchten, kleinen Cafés, Pässen und einspurigen Straßen – die ersten 88 Kurven hatten wir schon jetzt hinter uns. Unser Highlight war das Bad im Meer an einer kleinen menschenleeren Bucht. Und wir sollten nach unserer Rundtour am späten Nachmittag belohnt werden mit einem Platz direkt am Meer. Auf dem Camping A Stella erwischten wir einen der letzten Plätze in erster Linie. Der Sonnenuntergang war nahezu magisch! Und wer will nicht beim Meeresrauschen einschlafen? Sehr saubere Sanitäranlagen, eine kleine Bar und die Möglichkeit Pizza zum Abholen zu bestellen – ein sehr schöner Spot.

Erster Fahrwerktest in den Bergen von Nebbio

Durch das Weinbaugebiet rund um Patrimonio – sehr zu empfehlen sind die Roséweine – ging es in die Berge und die Désert des Agriates. Auf vielen kleinen Straßen, die wenig befahren waren, sammelten wir wieder viele Kurven. Das Twin Monotube-Fahrwerk machte seinen Job hervorragend und es war eine reine Freude für Chauffeur Alex durch die Berge zu cruisen. Das Wetter war zwischenzeitlich nicht mehr so prickelnd, sodass wir uns entschlossen nach Corte, in die ehemalige Hauptstadt in der Landesmitte zu fahren. Nochmal einige Kurven und wir sahen schon jetzt Kühe und Ziegen am Straßenrand. Doch wo waren die weltberühmten freilaufenden Schweine?

Auf dem Weg machten wir übrigens einen Stopp in Ponte Leccia in der Brasserie Le Carré d’As – neben dem Supermarkt Super U bestimmt nicht in der besten Lage, aber die Freundlichkeit der Familie sowie das Essen waren fantastisch! Das Tagesessen ist schon herbstlich: Entenkeule mit Kartoffelpüree und Gemüse, in die Soße könnte man sich reinsetzen.

Durch die Berge rund um Corte

Die Idee nach Corte zu fahren, hatten anscheinend viele Touristen gehabt. So waren bereits um 14:30 Uhr alle Campingplätze belegt. Wir wagten einen Blick ins Restonica-Tal, das eher einer Wohnmobilkolonne glich. Zum Glück hatten wir am ersten Tag den Tipp bekommen, zu einem kleinen Platz unterhalb von Corte zu fahren. Der Farmcamping U Peridundellu ist fantastisch für einen Zwischenstopp in den Bergen. Man sucht sich seinen Platz aus und meldet sich dann abends an. Es gibt unterhalb nach einer kleinen Wanderung einige wunderbare, einsame Badestellen im Fluss Vecchio. Für 19 Euro bietet der Besitzer Matthieu am Abend ein einfaches 3-Gang-Menü an. Er ist übrigens seit einer Reportage im WDR ein echter Fernsehstar!

Die Berglandschaft und die Luft sind am Morgen nach dem Regen der Nacht so klar und rein, dass wir hier kaum wegwollen. Dennoch geht es nach einem Frühstück mit Spiegeleiern direkt weiter auf die nächste Passstraße zum Bocca di Sorba, wo außer uns viele Motorradfahrer und Sportwagen die Kurven und Kehren fahren wollen. Nach dem Col wird es etwas ruhiger und hier im Wald sehen wir sie endlich: Die korsischen Schweine!

Beachtime und Apero

Wunderbare Ausblicke, Flusstäler mit Gumpen und Genuserbrücken sowie einsame Straßen mit weiteren hunderten von Kurven führen uns an die Südostküste oberhalb von Porto Veccio. Gerade noch ergattern wir einen der letzten Plätze auf dem Camping Fautea der gleich an zwei feinsandigen Buchten liegt. Es gibt nicht viele Plätze für Camper Vans, sondern eher für Zelte. Deshalb sind hier fast ausschließlich VW Busse.

Die Kontraste am heutigen Tag könnten nicht größer sein: Einsame Berge und Täler und dann das fast karibisch anmutende Meer – das macht Korsika aus. Wir gehen erst mal schwimmen in diesem unglaublich klaren Wasser. In der anderen Bucht befindet sich ein wunderbares Restaurant mit Ambiente, tollem Essen und sehr freundlichem Service. Wieder ein gelungener Tag, den man meines Erachtens nur mit dem VW Bus-Camper so erleben kann.

Von Ost nach West

Der Abschied nach einem letzten Sprung ins Meer fällt uns am Vormittag sehr schwer. Doch wir wollen schließlich noch die Westküste in all ihren Facetten erleben. Deshalb queren wir heute lediglich die Insel. Nach Süden geht es Richtung Bonifacio – hier stehen wir aber schon auf der Einfallstraße im Wohnmobilstau. Also wieder auf der Landkarte (Marco Polo Atlas) nach kleinen Nebenstraßen geschaut und bald sind wir entspannt in Propriano. Hier ist es richtig touristisch und es gibt viele Campingplätze. Wir entscheiden uns für Camping Ras l’Bol, der nur von der Straße getrennt am Strand liegt. Man steht im Pinienwald – alles in allem solide, aber nichts Besonderes.

In der Früh gibt es bei uns oftmals nur einen Kaffee, den wir entweder selbst zubereiten oder auch einfach in einem Café trinken. So auch hier und danach geht es weiter an der Westküste entlang bis Porto (Ota). Ein Highlight der Fahrt erleben wir am späten Nachmittag: Die Calanches, eine wild zerklüftete Berglandschaft aus rotem Felsgestein. Natürlich darf die Fotosession mit Bulli nicht fehlen in dieser spektakulären Kulisse.

Porto mit Ausblick

Porto ist ein lebhaftes Städtchen in einer Bucht. Zum Glück gibt es auch den korsischen Namen Ota – denn unser Porto-Trauma aus dem letzten Jahr (in Portugal) hängt ins immer noch irgendwie im Hinterkopf.

Die Campingplätze sind etwas oberhalb. Der Camping Sole e Vista hat zwar die schlechtesten Bewertungen bei Google von allen Plätzen, aber wir haben bereits festgestellt, dass diesen nicht wirklich Rechnung zu tragen ist. Am besten man macht sich selbst ein Bild. Da wir nie Strom brauchen und autark sind, auch wenn wir längere Zeit stehen, bekommen wir wieder einmal einem wunderbaren Platz. Die Aussicht auf Porto und das Meer sind unbezahlbar. Da wollen wir noch nicht einmal mehr zum Abendessen in die Stadt. Stattdessen kaufen wir an der Metzgertheke im sehr gut sortierten Supermarkt direkt nebenan einige lecker Spieße mit Huhn und Rind. Der Sonnenuntergang (gibt es ja nur an der Westküste!) ist inklusive bei unserem exquisiten Camping-Menü.

Entgegen unserer selbstgewählten Abmachung, jeden Tag weiterzufahren, wollen wir heute sozusagen einen Ruhetag einlegen und vor allem dieses Traumplätzchen nicht aufgeben. Am Vormittag ist also chillen in der Hängematte angesagt und am Nachmittag geht es gemütlich ins Städtchen. Schöne Cafés und Restaurants sowie Bootstouren zu den Calanches bieten alles, was das Touri-Herz begehrt. Wir machen Bar-Hopping – trotz der immensen Getränkepreise (0,25 l Bier kosten 5 Euro und der Aperol Spitz 11,90). Korsika ist generell nichts für den schmalen Geldbeutel. Die Campingplätze liegen zwar bei 20 bis 30 Euro pro Nacht für zwei Personen ohne Strom. Dafür sind Essen und Getränke allerdings recht teuer, wie unser Beispiel aus Porto zeigt.

Auf dem Rückweg machen wir noch eine erschütternde Entdeckung: Im Flusstal lag ein Camping Municipal, der im Jahr 2023 vom Hochwasser überschwemmt wurde. Dieser Lost Place sieht erschreckend aus – zum Glück kamen keine Menschen zu Schaden, wie wir nachlesen, da die Saison bereits zu Ende war.

Westküste Teil 2

Weiter ging es für uns über die immer noch spektakuläre Küstenstraße und einige sehr schlechte Straßen – ein echter Klappertest für den Bulli, den er bestens bestanden hat. Ein kurzer Stopp in Calvi und danach noch eine Fahrt durch die Balagne – eine sehr abwechslungsreiche Gegend und wieder einmal einige Bergsträßchen und nette Örtchen zu sehen.

Nachdem wir eigentlich in Saint Florent bleiben wollten, aber die dortigen Campingplätze alles andere als prickelnd aussehen, entscheiden wir uns noch einmal zum Camping A Stella zu fahren, der nicht weit entfernt liegt. Leider regnet es etwas, sodass wir direkt am Meer einfach einen gemütlichen Leseabend im Bus verbringen und die Eindrücke der Woche Revue passieren lassen.

Auf Wiedersehen, du Schöne!

Noch einmal fahren am letzten Tag auf Korsika ein bisschen kreuz und quer über Cap Corse und machen eine kleine Wanderung. Das Meer lädt nicht mehr zum Baden ein, da es windig und etwas kühl ist. Der letzte Stopp ist dann am späten Nachmittag der Camping A Casaiola, der etwa 30 Minuten von Bastia entfernt liegt. So können wir direkt morgens um 6 Uhr los zur Fähre. Dieses Mal geht es zurück mit der Fähre nach Livorno. Hier dauert die Überfahrt gerade einmal knappe vier Stunden.

Fazit: Korsika hat gehalten, was es versprochen hat. Die Insel der Schönheit ist sehr abwechslungsreich und die unterschiedlichen Landschaften haben uns begeistert. Die 888 Kurven haben wir definitiv voll bekommen und der schwarze T 6.1 hat uns voll und ganz überzeugt. Der Ausbau von Easyvanlife bietet generell viel Platz, um zu zweit gemütlich auch einmal einen Abend im Bus verbringen zu können . Das Wetter war manchmal wechselhaft, aber wir waren ja nicht zum Badeurlaub hier gewesen. Essen und Getränke sind etwas teurer, aber dafür sind die Campingplätze erschwinglich, wenn auch nicht perfekt oder High End. Die touristischen Highlights aus dem Reiseführer sowie die Städte sind auch im September noch sehr gut besucht, doch man findet auf der Insel immer einsame Spots und Plätze – in den Bergen und an der Küste.

 

Text: Elke Schönborn, Fotos. Alexander Schönborn

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner