Easyvanlife

Mit dem Bulli durch Rumänien: Ein Roadtrip voller Natur, Kultur und Begegnungen

Reisebericht: Die Karpaten als Sehnsuchtsziel oder das unbekannte Rumänien

Route: Schwarzwald – Wien – Berettyóújfalu – Apuseni-Gebirge – Sibiu (Hermannstadt) – Karpaten – Retezat Nationalpark – Hódmezővásárhely – Schwarzwald

Reisedatum: Mitte September 2025

Mit unserem vertrauten VW-Bus von Easyvanlife beginnt unsere Reise in Richtung Südosten Europas wieder einmal im September. Die Route ist grob abgesteckt, doch wie ihr uns kennt, schlägt unser Herz für spontane Entscheidungen und Entdeckungen. Die Packliste war in diesem Jahr überschaubar, da wir einfach einen Roadtrip erleben wollten – ohne Räder, Motorrad – ganz pur mit unserem Bulli.

Alexander hatte mich schon einige Jahre versucht vom Reiseziel Rumänien zu überzeugen, da er schon einige Jahre bei den Red Bull Romanics im Einsatz gewesen war. Doch ich hatte irgendwie Vorbehalte. Geht euch auch so? Ich kann euch im Nachhinein nur sagen: „Werft alle Vorurteile über Bord“

Tulln und Wien – Kaffeehauskultur, kaiserlicher Glanz und Kunst

Da die Strecke rund 1.500 Kilometer in die Karpaten, bzw. nach Sibiu beträgt, beschossen wir mindestens zwei Zwischenziele einzubauen. Das kann ich euch wirklich empfehlen, denn sonst kommt ihr schon am Reiseziel gestresst an.

So machten wir unseren ersten Stopp in Tulln an der Donau, rund 40 Kilometer vor Wien. Dieser Platz liegt direkt an der Donau und an einem kleinen Badesee (leider schon zu kalt). Tulln ist die Geburtsstadt des Malers Egon Schiele. Sein Geburtshaus befindet sich im Bahnhofsgebäude und kann für 2 Euro besichtigt werden. Und wenn man schon am Bahnhof ist, kann man in 30 Minuten nach Wien fahren. Das Wetter meinte es unglaublich gut mit uns und bei strahlendem Sonnenschein ließen wir uns vom Wiener Flair einfangen. Es wundert mich nicht, dass es seit Jahren unter den Top 3 der lebenswertesten Großstädte ist. Und zum Mittagessen gab es natürlich Wiener Schnitzel!

Heisse Quellen in Ungarns Norden

Weiter ging es durch den Norden Ungarns Richtung Debrecen, da wir uns entschieden hatten nicht die übliche Route via Budapest zu nehmen, sondern über den Norden des Ungarns und Rumäniens zu fahren.

In Ungarn erwartet uns das Thermalbad Bihar Termálliget Gyógy- és Strandfürdő in Berettyóújfalu mit einer komplett neuen Schwimmhalle, einem neuen Campingplatz im ehemaligen Kurpark und 37 Grad warmem Wasser. Die Anlage ist schlicht, aber charmant und direkt daneben gibt es einen Bauernmarkt. Die Mitarbeiterinnen sind superfreundlich und der Eintritt ins Bad ist inkludiert im Preis für den Camping. Generell haben wir einen ersten sehr positiven Eindruck von Ungarn, auch wenn wir von der Sprache kein einziges Wort lesen und verstehen können. Doch mit ein bisschen Englisch, manchmal auch Deutsch und mit Händen und Füßen, geht es prima. Da uns nach der Fahrt das Wasser so gut tut, bleiben wir einfach zwei Nächte und laden unsere Akkus auf, bevor es ins „wilde“ Rumänien geht.

Apuseni-Gebirge – ein erste Eindruck von Rumänien

Der Grenzübertritt nach Rumänien bei Oradea ist kaum spürbar, da das Land seit dem 01.01.2025 zum Schengen-Raum gehört. Ein Hoch auf Europa! Zunächst wollen wir durch das touristisch wenig erschossene Apuseni-Gebirge im Norden der Karpaten. In der alten Bergarbeiterstadt Stei halten wir zum ersten Mal am komplett neu gerichteten Rathausplatz und statten uns mit rumänischen Lei aus. Dabei entdecken wir ein schickes Restaurant und lassen es uns erst mal gut gehen. Dann wird es immer ländlicher. Die Fahrt ins Apuseni-Gebirge führt durch dichte Wälder und kleine Dörfer. Das erste Pferdefuhrwerk überholen wir auf der Landstraße und auch einer Kuhherde müssen wir ausweichen. Campingplätze sehen wir kaum und wenn, dann sind diese Mitte September schon geschlossen. Wir wollen möglichst auf bestehende Plätze gehen, da wir die Unternehmen in der Tourismusbranche unterstützen wollen. Zum Glück werden wir fündig: am Abend schlagen auf einem kleinen Campingplatz am Fluss ein. Begrüßt werden wir direkt von zwei (gar nicht wilden!) Hunden und einigen Katzen. Auch hier ist die Saison fast schon zu Ende und außer uns ist nur noch ein weiterer VW Bus auf der großen Wiese. Doch wir haben noch mehr Nachbarn: eine Herde Esel und eine Herde Kühe! In der Nacht ist es hier direkt am Fluss ziemlich kalt, deshalb erst mal am Morgen die Standheizung angeschaltet und es wird muggelich warm. Nach dem wir beobachten konnten, wie die Kuhherde durch den Fluss getrieben wurde, brachen wir nach dem Kaffee auf.

Bei den Szeklern – Kultur und Gastfreundschaft

In einem Hochtal kam langsam auch die Sonne durch und wir konnten den zweiten Kaffee des Tages im wunderschönen Szekler-Ort Rimetea zu uns nehmen. Junge Leute haben hier das liebevoll eingerichtete „Kovász Coffee“ aufgebaut – unbedingt den Zimtzopf probieren! In der Region der Szekler, einer ungarischen Minderheit, erleben wir eine besondere Mischung aus ungarischer Tradition und rumänischer Landschaft.

Als sehr spannende Stadt zeigte sich uns Karlsburg (Alba Iulia), deren Festung sternförmig angelegt ist. Plätze, Kirchen und Gebäude sind fantastisch renoviert und machen Karlsburg zu einem echten Highlight.

Doch so langsam wurden wir ungeduldig und wollten in die Stadt, die vor allem ich unbedingt sehen wollte: Sibiu. Alexander war dort schon mehrfach gewesen und hatte an der Red Bull Romaniacs teilgenommen.

Sibiu (Hermannstadt) – Oktoberfest in Siebenbürgen

Nachdem wir uns den Camping/Stellplatz angeschaut hatten (zwar recht neu und sicherlich sehr gut ausgestattet ist, aber in der Einflugschneise zum Flughafen und neben einem Gewerbegebiet), beschlossen wir den VW Bus-Joker auszuspielen und in eine Pension zu gehen. Da Alex sich etwas auskennt, wurden wir in einem etwas ruhigeren Wohngebiet fündig: Eine Pension mit einem Parkplatz im abgeschlossenen Innenhof, einem Sitzplatz im Hof, ein Balkon, ein Kaffeevollautomat und eine komplett ausgestattete Küche und das Zimmer sehr sauber. Der Preis lag dann nicht weit über dem Stellplatzpreis…

Am frühen Abend gingen wir die zehn Minuten in die Innenstadt und ich wusste, warum Alex so begeistert ist von dieser Stadt! Plätze, Kirchen, Restaurants, die Lügenbrücke und die berühmten „Augenhäuser“. Und Sibiu überrascht uns mit einem unerwarteten Highlight: Ein deutsches Oktoberfest in der Turmstraße! Die Wirte in der Straße organisieren dieses Fest und hier trifft sich vor allem die deutsche Minderheit. Wir lernten dann auch wirklich einige Damen kennen, die perfekt Deutsch sprachen und wir als echte Deutsche waren da natürlich willkommen Gäste – vor allem waren wir bei den Schlagern extrem textsicher.

Am kommenden Samstagvormittag schlenderten wir über den riesigen Markt von Sibiu. Und am Nachmittag kam unser wortwörtlicher Easyvanlife-Follower Rainer dazu, der mit dem Motorrad auch in Rumänien unterwegs war. Gemeinsam machten wir am Abend noch einmal die Altstadt unsicher. Für ihn ging es am nächsten Morgen in den Norden Rumäniens, für uns auf die bekannteste Hochstraße Rumäniens.

Sibiu / Hermannstadt

Transfăgărășan – Die spektakulärste Straße Europas

Die Fahrt über die Transfăgărășan ist ein Erlebnis für sich. Serpentinen, Tunnel und dramatische Ausblicke auf die Karpaten. Bei bestem Wetter hatten diese Fahrt an einem Sonntag (!) leider auch viele Tagestouristen und Wohnmobile geplant, sodass sich am Pass ein Stau bildete. Die „Bettelbären“ haben wir leider nicht gesehen, dennoch gab es spektakuläre Aussichten, wenn man die Fahrzeugkolonne mal ausblendet.

Wieder im Flusstal des Alt angekommen, wurde es wieder ruhiger und wir suchten nach einem Platz für die Nacht. Via Goggle Maps und einem Wegweiser am Straßenrand bogen wir in einem Dorf auf einen Hügel ab und landeten am wunderbaren Camping Gimi  – Bujoreni jud Vâlcea com, Bogdăneşti 207465, Rumänien – mit Blick auf den Fluss Alt. Bei der Einfahrt wurden wir sofort von den Inhabern Mili und Gigi gegrüßt und willkommen geheißen. Die Kommunikation war hier auf Italienisch unproblematisch und sowas von herzlich. Alles ist sehr liebevoll gestaltet und überall gibt es Plätze zum Verweilen – ein wunderbarer Platz zum Chillen. Gigi teilte uns mit, dass er am Abend das Feuer anmachen würde und es Würste gibt. Und so traf sich am Abend hab Europa am Feuer: Luxemburg, Deutschland, Niederlande und Rumänien. Gigi lud zunächst zu einem Schnaps ein und hatte Speck und Würste auf Stöcken vorbereitet. Jeder brachte noch etwas mit und so wurde es ein langer Abend… Es ist eine unserer schönsten Erinnerungen an unsere Rumänienreise.

Transfăgărășan – Die spektakulärste Straße Europas

Transalpina und Retezat – unendliche Weiten

Wir konnten uns kaum von diesem wunderbaren Platz losreißen, doch die zweite große Straße der Karpaten wollten wir noch fahren. Die „Königsstraße“ Transalpina sollte alle unsere Erwartungen übertreffen. Wir fuhren den südlichen Abschnitt, der in die Walachei führt. Die Straße schlängelt sich durch die Südkarpaten, und die Landschaft wirkt fast surreal. Die Einsamkeit und Weite war das Gegenteil zur vielbefahrenen Transfăgărășan und damit Entspannung pur. Man fuhr einfach mal einen Schotterweg hoch, von der Hautroute weg und war dann komplett alleine. Die Bilder von Alex sprechen für sich…

Durch die Walachei ging es dann für uns schon wieder nach Westen und wir wollten zumindest noch den ältesten Nationalpark Rumäniens, das Retezat-Gebirge streifen. Leider gab es auch hier keine Bären-Sichtung – nur Geschichten von Wanderern, denen Bären das Auto demoliert hatten. Am späten Abend hielten wir am Eco Camping Baleia, der von einem deutschen Paar geführt wird. Wir waren außer Nina (einer Wanderin aus Deutschland) die einzigen Gäste und durften uns mit Gemüse und Tomaten verpflegen. An dem Abend aßen wir zusammen mit Nina frische Tomatensoße mit Basilikum. Ach ja, die Tomaten und das Gemüse in Rumänien! So schmackhaftes Obst und Gemüse wie diese Kartoffeln, Tomaten, Melonen und Zucchini habe ich wirklich noch nie gegessen. Überall an der Straße und auf den Märkten kann man dies kaufen.

Die kleine Katze, die den Campingplatzbetreibern zugelaufen ist, hat unseren Camper übrigens auf Herz und Nieren geprüft – und für sehr gut befunden.

https://camping-baleia.eu/

Transalpina Bergstraße

Eisenmarkt – doch noch eine Burg

Wer genau aufgepasst hat, wird die größte Touristenattraktion in Siebenbürgen vermissen: Schloss Bran, das Dracula-Schloss. Wir hatten es eigentlich auf der Liste, nachdem uns aber einige andere Reisende von dem Touri-Rummel rund um das Schloss erzählt hatten, entschieden wir uns gegen das Schloss und dafür in den Bergen zu bleiben.

Eine imposante Burg sahen wir dann doch noch in Eisenmarkt (Hunedora), einer ehemaligen Hüttenstadt im Westen des Landes. Man merkt, dass unsere Reise sich dem Ende zuneigte- wir sind schon wieder weit im Westen des Landes. Doch diese Stadt ist ungewöhnlich und vor allem in einem Vorort sind die sogenannten „Zigeunerpaläste“ wirklich sehenswert und ebenfalls ein Teil der Identität des Landes.

Castelul Corvinilor

Rückweg mit Thermalbad und Kloster

Da wir noch 1.500 Kilometer vor uns hatten und mindestens zwei Zwischenstopps machen wollten, fuhren wir nach gut einer Woche schon wieder aus Rumänien hinaus und zurück nach Ungarn. In der Nähe von Szeged machten wir wieder an einem kleinen Thermalbad Station: Im Städtchen Hódmezővásárhely gibt es wieder einen kleinen Campingplatz beim Bad. https://www.hodfurdo.hu/kemping-9

Bei 31 Grad gab der Sommer an diesem Tag noch einmal alles, sodass wir uns in das wunderbare 50 Meter Becken stürzten, um danach im warmen Thermalbecken zu entspannen. Hier wird sogar im Becken Schach gespielt, man unterhält sich und wir merken, dass die Badekultur ein wichtiger Teil im Leben der Ungarn jeder Altersklasse ist.

Am nächsten Tag kippt das Wetter – nach durchgängig zwischen 20 und 30 Grad ist es auch hier bewölkt und mit der Einfahrt nach Österreich setzt der Regen ein. So entscheiden wir uns in einem Hotel einzuquartieren und buchen kurzerhand in der JUFA im Spital am Pyrn, die sich in einem ehemaligen Kloster befindet. Zum Abschluss noch einmal typisch österreichische Küche und es geht gut gestärkt auf die letzte Etappe Richtung Heimat.

Fazit: Freiheit Natur und Gastfreundschaft

Die Reise mit dem Easyvanlife Camper durch Rumänien war mehr als nur ein Roadtrip. Es war eine Begegnung mit unglaublichen Landschaften, authentischen Kulturen, sehr gastfreundlichen Menschen – und mit vielen vierbeinigen Freunden. Insgesamt hat uns begeistert, wie vielfältig und überraschend Rumänien sein kann. Gerade für mich hat sich keines der Klischees und keine meiner Befürchtungen (wilde Hunde, Bären, Diebstahl, Armut, rudimentäre Campingplätze) erfüllt. Rumänien ist auf einem modernen Stand und hat sich dennoch die ursprüngliche Tradition erhalten. Auch Ungarn hat mich positiv überrascht. Die touristische Infrastruktur entwickelt sich. Man würde sich noch mehr ausgeschilderte Wanderwege wünschen und noch mehr Campingplätze. Unterstützt die Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich auf den Weg gemacht haben, sei es mit einem Café oder einem Campingplatz.

Camping Gimi

Text: Elke Schönborn, Fotos. Alexander Schönborn

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